Ausgezeichnet als "Hörbuch des Jahres 2008"
Hören und Sprechen nicht als Derivat des Geschriebenen zu begreifen, sondern ihm als eigenstÀndiger Form Gehör zu verschaffen - das war von Anfang an das besondere Anliegen von supposé.
Mit "Ein Sommer, der bleibt" gehen wir auf diesem Weg einen bedeutenden Schritt weiter: In langen GesprĂ€ch-Sessions haben supposĂ©-Betreiber Klaus Sander und der Schriftsteller Peter Kurzeck das bislang weitgehend mit Wissenschaftlern und Philosophen entwickelte Produktionsverfahren der freien ErzĂ€hlung fĂŒr die Literatur angewandt. Herausgekommen ist ein Roman, der ausschlieĂlich in akustischer Form existiert.
Vergleichbar der improvisierten Vortragskunst der legendĂ€ren schwarzen BluessĂ€nger, die er in den 60er Jahren in hessischen Army-Clubs gehört hat, gerĂ€t Peter Kurzeck aus dem GesprĂ€ch mit Klaus Sander heraus ins ErzĂ€hlen, und so finden die beiden zu einer neuen Form des Romans: ein Text, der erst wĂ€hrend der Rede, wĂ€hrend der Aufnahme, im Schnitt entsteht, ohne Buchvorlage oder Manuskript eine Beschwörung. So entspinnt sich aus einer Kindheit im Dorf Staufenberg ein exemplarisches Leben, in dem schlieĂlich die Kunst der Erinnerung in eins fĂ€llt mit der Kunst der Literatur.
Das Dorf Staufenberg im Landkreis GieĂen liegt auf einer Felskuppe. Hoch oben die alte Burg. Wenn der böhmische FlĂŒchtlingsjunge Peter vom Turm ins Tal blickt, kommt ihm das wogende Korn vor wie das Meer, das er nicht kennt, sich aber immer wieder vorstellen muss, und die Flugameisen, die nur hier und nur an wenigen, Jahr fĂŒr Jahr wiederkehrenden Tagen Hochzeit feiern, erzĂ€hlen ihm vom Sommer, der kommt.