Selma Lagerlöf ist die erste Frau, die den Literatur-Nobelpreis verliehen bekam. Ihre Prosa besticht durch eine überaus klare und flüssige Sprache, welche Situationen herbeiführt, innerhalb derer die vermittelten Gedanken tiefes moralisches und zwischenmenschliches Verständnis beweisen. Sehr lebensnah und humorvoll mit starkem Gespür für die menschliche Natur ist Lagerlöf in der Lage Charaktere zu schaffen, deren Geschichten berühren und zum Träumen und Nachdenken anregen.
In "Die Silbergrube" trifft ein schwedischer König aufgrund eines Achsenbruchs seines Wagens mit einem Pastor zusammen, welcher eine Einberufung der Männer seiner Gemeinde verhindern will.
"Schwester Olives Geschichte" thematisiert die gefühlte Veranlagung, welche manche Menschen bei sich empfinden, aber welche sich nicht als Fähigkeit erweist. In "Warum der Papst so alt geworden ist" beschließt eine alte an sich gesunde Frau dem Papst, der erkrankt ist, ihre verbliebenen Lebensjahre zu vermachen, da dessen Tod negative Folgen für ihren Sohn hinsichtlich seiner Kirchenkarriere und für ihren Schwiegersohn hinsichtlich seines Geschäftes haben würde. Sie steigert sich in ihren Märtyrerwahn so sehr hinein, dass sie glaubt von Todesengeln verfolgt zu werden und erleidet einen Schlaganfall, der ihren Tod verursacht. In "Eine Geschichte aus Jerusalem" will ein Europäer einen anerkannten Wahrsager unbedingt dazu bringen ihm einen obskuren Traum zu deuten, aber so sehr er sich auch anstrengt und so wütend er auch wird, der alternative Wunderknabe hat gerade seine eigenen Probleme.... "Der Hochzeitsmarsch" handelt vom Ehrenkodex schwedischer Spielmänner, welche laut ungeschriebenem Musiker-Gesetz jeweils an den Festlichkeiten ihr Können vorführen, die innerhalb der Gemeindegrenzen ihres Wohnsitzes stattfinden. "In der Gemeindestube" berichtet von der Sitzung eines kleinen Gemeinderats einer winzigen Gemeinde im ländlichen Nirgendwo Schwedens. Zahlreiche Verbesserungswünsche, Forderungen und Bitten um finanzielle Beihilfen und andere diverse Bürger-Anliegen müssen verlesen werden und das Gremium in gesetzlichen Aktualisierungen auf den neusten Stand gebracht werden, um letztendlich sinnvolle Entscheidungen treffen zu können, welche sich im Kern darum drehen wie man Kosten spart und cashflow ermöglicht. Nun ist es aber so anstrengend den damit in Zusammenhang stehenden umfangreichen Texten zu folgen und eigentlich hängt jeder seinen eigenen Gedanken nach bis ein Bauer mit einem Brief seines Sohnes aus Amerika kommt und den Gemeinderat zu einer verblüffenden Entscheidung verführt. "Man soll nie denken" erzählt von einem jungen Mann, dem die naive Überzeugung inne wohnt, dass seine Handlungen immer genau die richtigen und seine Ansichten moralisch einwandfreien wären – leider richtet er damit bei seinen Mitmenschen deutlich mehr Schaden an als er Nutzen bringt und stolpert von einer Katastrophe in die nächste. Ein metaphysisches Erlebnis bringt ihn schließlich zu Vernunft und er erkennt, dass es immer ratsamer wäre vor seinem eigenen Hof zu kehren....
In "Die Holzbibel" wird das Geheimnis eines zufriedenen und glücklichen Lebens thematisiert, das unabhängig von wirtschaftlichem Erfolg in vorliegender Erzählung durch eine 75jährige Armenhausbewohnerin verkörpert wird. "Die Mausefalle" erzählt die Geschichte eines selbständigen Mausefallenhändlers, der immer mal wieder von seinen schwierigen Lebensbedingungen in Versuchung geführt wird, die eine oder andere Gesetzeswidrigkeit zu begehen.