Die Josefsgeschichte gehört zu den bekanntesten Erzählungen der hebräischen Bibel. Bereits in der Antike und Spätantike wurde sie von zahlreichen Kommentatoren nicht nur ausgelegt, sondern auch fortgeschrieben und erzählerisch ergänzt. Hierzu gehört auch die Josefsgeschichte des Koran. In dem vorliegenden Buch wird die Geschichte Josefs in ihren Entwicklungsstadien nachvollzogen und erstmals tiefenpsychologisch gedeutet. Mithilfe der hermeneutischen Prinzipien der Tiefenpsychologie zeigt sich die Josefsgeschichte als der Individuationsprozess eines traumatisierten Kindes, das nach Phasen der Einsamkeit und Demütigung in der Fremde zu sich selbst findet und schließlich rettend auf die Ursprungsfamilie zugehen kann. Die Bilder der Wandlung, die sich mit der Figur Josefs auch für heutige Leser verbinden, geht auch eine Wandlung der Bilder einher: So werden die verschiedenen Akzente und psychologischen Dynamiken der Josefsgeschichte in ihren jüdischen, christlichen und islamischen Varianten beschrieben.
"Die in Genesis 37-50 dargestellte Geschichte Josefs gehört zu den interessantesten Erzählungen der Bibel. Nora Schmidt gelingt es, die Entwicklung der Josefsfigur tiefenpsychologisch nachzuzeichnen und so die Erzähldynamik der biblischen und der koranischen Fassung der Josefsgeschichte zu rekonstruieren. Ihr neuer Blick auf die Josefsgeschichte stellt eine wichtige Ergänzung der bisherigen Forschung dar." (Konrad Schmid, Zürich)
"Obwohl die Gestalt Josefs Teil unseres westlichen Wissenskanon ist, fehlte bisher eine Darstellung seines koranischen Bildes vollständig. Ebensowenig wahrgenommen wurde bisher die Fruchtbarkeit einer psychologischen Lektüre gerade für die koranischen narrativ oft nur skizzierten Geschichten. Mit ihrem Essay hat Nora Schmidt die Aufarbeitung dieser Lücke versprechend begonnen." (Angelika Neuwirth, Berlin)