Aus den älteren, weit verzweigten ländlichen Dionysien mit ihren kultischen Tanzplätzen macht sich der Chor auf, um im fünften vorchristlichen Jahrhundert in der griechischen Polis zu erscheinen. Demokratie, Tragödie und die genealogische Ordnung im Namen des Mannes entstehen zur selben Zeit. Sie gründen sich als je zweifache Gliederung von Polis und Oikos, Skene und Orchestra, Protagonist und Chor, Mann und Frau. Ihre Asymmetrie bewirkt, dass sich diese hybriden Gliederungen nicht schließen können. Am Ort des Chores artikulieren sich Bezugnahmen auf kosmologische Wirkungsgefüge, Umweltsphären und nicht-genealogische Zusammenhangsformen. Chorische Beziehungsweisen bilden ein Kraftwerk, denn der Chor, der nicht aus dem Theater kommt, führt über dieses hinaus und erneuert es auf je einzigartige Weise.
Kraftfeld Chor : Aischylos Sophokles Kleist Beckett Jelinek
Ulrike Haß
bookGestische Forschung : Praktiken und Perspektiven
Till Boettger, Micha Braun, Veronika Darian, Peer de Smit, Rée de Smit, Maren Gebhardt, Fabian Goppelsröder, Melanie Haller, Ulrike Haß, Eiichirô Hirata, Jessica Hölzl, Angelika Jäkel, Adriana Könemann, Sven Lindholm, Martina Reichelt, Michael Renner, Tine Voecks, Michael Wehren, Maren Witte, Isa Wortelkamp
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