Ein Baustellenlärm wird zum Störgeräusch im Leben eines Mannes
– und wirft die Frage auf: Sind wir mehr als bloßer Zufall?
Seit mehr als zehn Jahren lebt Emil Murnau, 55, nun wieder in Innsbruck, obwohl er nie vorgehabt hatte, nach Tirol zurückzukehren. Mittlerweile arbeitet er als Buchhändler, hat Urlaub und weiß nicht recht, was mit sich selbst anfangen. Der Lärm einer Großbaustelle in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung zehrt an seinen Nerven, wirft zugleich Fragen auf. Als würden die Bagger nicht nur Erdreich ausheben, sondern ihre Schaufeln auch in ihn hineingraben und immer tiefer in seine Vergangenheit hinab. Murnau verfällt in Grübelei: Er denkt an seine Jahre in Wien, an sein Leben mit Martina, mit der ihn über die Liebe hinaus die Faszination für die Bilder des Malers Francis Bacon verband, der propagierte, der Mensch sei ein Zufall. Er denkt an die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche, die sein Leben begleiteten, leiteten und in die Irre führten oder ihn manchmal schlicht ratlos zurückließen. Was hat sich nicht alles ereignet in diesem halben Jahrhundert, was hat das aus ihm gemacht, was aus anderen?
Der Puls beschleunigt, die Wände eines Daseins vibrierend
Der ohrenbetäubende Lärm einer Baustelle wird zum Symbol und Katalysator für eine existenzielle Krise – eine meisterhafte Metapher für die Reibung zwischen Außenwelt und Innenleben. Innerhalb von knapp dreißig Stunden tastet sich Murnau durch ein Geflecht aus Erinnerungen und Selbsttäuschungen. Er plant einen Aufbruch – zurück nach Wien, zurück zu sich? Doch am Ende kommt alles anders und Murnau begeht einen folgenschweren Fehler ...
Christoph W. Bauer liefert eine literarisch fein gearbeitete Novelle über das Leben, das Scheitern an sich selbst und der Frage danach, was die Jahre aus uns gemacht haben.