Die ethische Relevanz biblischer Texte liegt in ihrer Literarizität begründet, die fremde Textwelten entstehen lässt und dem Lesenden Möglichkeitsräume des Denkens und Handelns eröffnet. Als Zeugnisse wurzeln sie in einem konkreten soziokulturellen Kontext und fordern ein kritisches ethisches Urteil des Lesenden. Ihre ethische Bedeutung entscheidet sich daran, ob sie auch in der Gegenwart als gerecht bezeugt werden können.
Dieses Programm einer ethischen Lektüre biblischer Texte, das an Überlegungen Paul Ricoeurs anschließt, wird an einer Auslegung von Psalm 34 erprobt. Der Psalm erweist sich als ein Kompendium ethischer Schlüsselbegriffe und bietet mit seinem Aufruf zur Solidarisierung mit den Armen und zum Streben nach Gerechtigkeit und Šalom Grundlinien ethischer Orientierung an.