Moderne Zeit. Neue Forschungen zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts

Im Jahrhundert der FlĂŒchtlinge setzte sich erst weit nach 1945 eine internationale FlĂŒchtlingspolitik mit globalem Ausmaß durch. Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der FlĂŒchtlinge, in dem Millionen Menschen aufgrund von Krieg, Gewalt und Verfolgung ihre Heimat verlassen mussten. Mit den Fluchtbewegungen entstand das System der internationalen FlĂŒchtlingshilfe. Es setzte sich die Vorstellung durch, dass es die Aufgabe der Staatengemeinschaft sei, GeflĂŒchtete zu unterstĂŒtzen und dafĂŒr leistungsfĂ€hige Strukturen aufzubauen. Bis in die spĂ€ten 1950er-Jahre glaubte die Staatengemeinschaft jedoch, das massive Fluchtgeschehen sei ein vorĂŒbergehendes Problem, das nur Europa betreffe. Das Amt des Hohen FlĂŒchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) war daher zunĂ€chst eine kleine Behörde mit wenig Einfluss. Jakob Schönhagen schildert eingehend, wie seit den 1960er-Jahren schrittweise und gegen viele WiderstĂ€nde eine internationale FlĂŒchtlingspolitik entstand, die weltweit ausgerichtet war – mit den FlĂŒchtlingskrisen in Algerien und Bangladesch als den entscheidenden Stationen. Der Autor rekonstruiert ebenso, welche Folgen dieser spĂ€te Entstehungsprozess bis heute hat.