Als Paul Mautner von einer Italienreise nach Wien zurückkommt, ist sein noch ziemlich neues Leben als schwerreicher Dollarspekulant mit einem Schlag vorbei. Der Börsenkrach hat auch sein Vermögen hinweggefegt. Noch kann er sich mit dem Versetzen seiner goldenen Uhr und verschiedenen Verkäufen retten, danach bleibt nur noch die Straße. Auf einmal scheint alles, was vor wenigen Tagen noch fern von seiner Welt gelegen war, erlaubt: Einbruch, Diebstahl, Raub, Mord! Am besten wäre es, eine reiche Frau zu heiraten. Paul macht sich, einem Raubtier gleich, auf die Jagd – und hat Erfolg. Sonja Gordon: durch die Revolutionswirren Europas nach Wien gespült, immer in Begleitung ihrer jungen Tochter Jutta aus ihrer russischen Ehe, immer in Begleitung von Komtesse Magda Huttwitz (eine lesbische Verbindung, wie man munkelt), reich, attraktiv, einflussreich. Eine glänzende Partie! Doch Pauls Freund, der hochintelligente Kritiker Fritz Landau, warnt ihn. Die ziellose, unbeherrschte Frau ist unberechenbar – wie das vollkommen entgleiste Wien selbst. Als Paul es in der dann wirklich schrecklichen Zweckehe mit dieser Frau nicht mehr aushält, plant er einen raffinierten Mord. Auch in Band 2 seiner sechsbändigen Reihe über Wien und Österreich zwischen den Weltkriegen (ver)führt der Autor uns leicht und elegant durch ein genauso glanzvolles, lebensfreudiges wie düsteres und moralisch verkommenes Wien der zwanziger Jahre.
Maximilian Hugo Bettauer (1872–1925), geboren in Baden bei Wien, war Schriftsteller, Kabarettist (in München bei den "Elf Scharfrichtern") und Journalist. Er besuchte das Gymnasium zusammen mit Karl Kraus und konvertierte 1890 vom Judentum zum Protestantismus. Nach Arbeitsaufenthalten in Zürich, New York und Berlin kehrte er nach Wien zurück, arbeitete für die "Neue Freie Presse" und spezialisierte sich auf Romane mit sozial engagierten Themen. Ab 1924 gab er die Zeitschrift "Er und Sie, Wochenschrift für Lebenskultur und Ethik" heraus, die später unter dem Titel "Bettauers Wochenschrift" fortgeführt wurde. Das Journal sorgte regelmäßig für Aufruhr ob seiner aufklärerischen und oft auch wohl reißerischen Inhalte. 1922 erschien "Die Stadt ohne Juden" (1924 verfilmt von H. K. Breslauer mit Hans Moser), 1924 "Die freudlose Gasse" (1925 verfilmt von G. W. Pabst mit Werner Krauß und Greta Garbo). 1925 wurde Bettauer, lange schon Zielscheibe antisemitischer Hetze, in seinem Büro in der Langen Gasse von einem illegalen NSDAP-Mitglied erschossen.