Wer zieht die FĂ€den? Wer steckt dahinter? Wem nĂŒtzt es? Immer mehr Menschen stellen sich angesichts der ĂŒberbordenden KomplexitĂ€t unserer globalen Gegenwart Fragen dieser Art. Die unlesbar gewordene Welt muss eine verborgene Seite, ein geheimes Reich des tiefen Staats im Staate und der Neuen Weltordnung besitzen, in dem PlĂ€ne geschmiedet, Informationen manipuliert und Gedanken kontrolliert werden. Dabei handelt es sich nicht lĂ€nger nur um Verschwörungstheorien. Donatella Di Cesare diagnostiziert einen Komplottismus als Symptom einer demokratischen Gesellschaft, die in weiten Teilen entpolitisiert ist. Das Komplott ist die Form, in der sich die BĂŒrgerinnen, die sich einer gesichtslosen, techno-ökonomischen Macht ausgeliefert fĂŒhlen, auf die Welt beziehen. Der Komplottismus, der die Leere der Demokratie freilegt, erweist sich so als gefĂ€hrliches Instrument zur Manipulation in einer Welt, in der die gemeinsame Wahrheit in Scherben liegt.
In ihrem luziden und originellen Essay sondiert die italienische Philosophin die neuartigen Aspekte eines weltweiten PhĂ€nomens vor seinen historischen HintergrĂŒnden. Dabei tut sie das Verschwörungsdenken nicht als bloĂes Hirngespinst oder argumentativen Fehlschluss ab, sondern entwickelt eine neue Perspektive, in der das Komplott als Phantom der gesichtslosen Macht eine zersplitterte Gemeinschaft heimsucht.