Die UrsprĂŒnge und Taten der Goten des römischen Gelehrten Jordanes aus dem 6. Jh. n. Chr. ist die wichtigste erhaltene schriftliche Quelle zur Geschichte der Goten, eines antiken-frĂŒhmittelalterlichen germanischen Stammes, der vom Schwarzen Meer nach Westen zog und mehrere Reiche grĂŒndete. Jordanes' Darstellung fuĂt auf einer zwölfbĂ€ndigen Geschichte der Goten des Staatsmannes und spĂ€teren Mönchs Cassiodor, die aber verloren gegangen ist. Die Gotengeschichte wird hier in deutscher Sprache mit ausfĂŒhrlichen ErlĂ€uterungen zum VerstĂ€ndnis vorgelegt. Auch wenn kein heutiges europĂ€isches Volk die Goten im engeren Sinne als seine Vorfahren betrachten kann, bleibt dieses Volk ein wichtiges StĂŒck europĂ€ischer Geschichte.
"Dieser Attila nĂ€mlich ⊠folgte mit seinem Bruder Bleda in das Königsamt der Hunnen und ⊠suchte seine AnhĂ€ngerzahl durch den Mord an seinem Verwandten zu vermehren. ⊠Er schritt hochmĂŒtig umher, hierhin und dahin seine Augen rollend, damit die Macht des Stolzen auch in der Bewegung des Körpers sichtbar wurde. Er liebte die Kriege, mĂ€Ăigte sich aber selbst und war ĂŒberaus klug im Rat. Von demĂŒtig Bittenden lieĂ er sich erweichen, gnĂ€dig war er gegen die, die er einmal unter seine Befehlsgewalt aufgenommen hatte; von kleiner Gestalt, breiter Brust, ziemlich groĂem Kopf, winzigen Augen, schwachem Bartwuchs und grauem Haar, platter Nase, dunkler Hautfarbe - diese Zeichen seiner Abstammung, trug er." Jordanes' Darstellung des berĂŒhmten Hunnenkönigs, den die Ostgoten unterstĂŒtzten und die Westgoten bekĂ€mpften, prĂ€gte dessen Bild ĂŒber Jahrhunderte. Aber auch fĂŒr andere Ereignisse, von denen er berichtet, hat Jordanes eine der ganz wenigen Quellen hinterlassen.