Auf einem Schrottplatz findet der Erzähler das Wrack eines Mercedes 350 SL, Baujahr 1971.
350.000 Kilometer ist das Auto laut Tacho in vierzig Jahren gefahren. Der Fahrzeugbrief
verzeichnet zehn Besitzer. Wer waren die deutschen, italienischen und tĂźrkischen Fahrer?
Was sind ihre Geschichten?
Der Autor folgt den Namen im Fahrzeugbrief. Die Spuren fĂźhren in ein Labyrinth aus
Erinnerungen, Erzählungen und Vermutungen: Ein Arzt fuhr ihn und ein italienischer
Einwanderer, eine Studentin, ein junger TĂźrke, ein gescheiterter Manager - es sind Menschen,
die sich nie kennen lernten, die nur ein Auto verband, das in langen franzĂśsischen Sommern
und im deutschen Herbst, in Nordfriesland und Neapel gefahren wurde, Beulen und Kratzer
bekam, Ăl verlor, in Unfällen demoliert, durch Schneewehen geprĂźgelt, tiefer gelegt,
umlackiert und schlieĂlich in Einzelteile zerlegt und nach Nordafrika verschifft wurde. Was
gleich blieb, waren die Hoffnungen der Fahrer, dass der groĂe Mercedes ihr Leben ändern
kÜnnte. Niklas Maak gelingt mit den Erzählungen aus dem Leben von zehn Fahrerinnen und Fahrern
eines Autos ein Panorama unserer Zeit und unserer Vergangenheit. Die Geschichten dieser
Menschen sind auch die Geschichten von vier Jahrzehnten Bundesrepublik: Die Geschichte
eines Landes, seiner Träume, Rituale und Abgrßnde. Und sie sind die Geschichte von einer Suche nach Identität - von Selbstentwßrfen, die im Rßckspiegel der Erlebnisse immer
unschärfer werden.