Bilder leben nicht. Dennoch schreiben Autoren und Autorinnen wie auch Malerinnen und Maler ihnen immer wieder Leben zu. Welcher Art ist das ‚Leben’ der Bilder im Text? Und worauf zielt die ‚Belebung’ der Bilder? In einer vergleichenden Analyse von Orhan Pamuks Rot ist mein Name, Tilman Spenglers Der Maler von Peking, Kuno Raebers Bilder Bilder und Steven Millhausers Catalogue of the Exhibition sowie Gemälden von René Magritte und Maria Lassnig, untersucht diese interdisziplinäre Studie die verwendeten ‚Bildbelebungsstrategien’, die damit verbundenen ästhetischen Konzepte und die Querverbindungen zu früheren Texten und Bildern über bildliche Lebendigkeit. Die Vorstellung zum ‚Leben’ erwachender Bilder bezieht sich auf ein komplexes Feld, in dem literarische, religiöse, mythische, bildwissenschaftliche und rhetorische Themen einander u¨berlagern. ‚Belebte’ Bilder sind paradoxe Grenzgänger, ihre Existenz liegt zwischen Kunst und Leben. Das äußere, materielle Bild verschränkt sich in ihnen mit dem inneren, immateriellen, Kraft der Imagination erzeugtem. ‚Belebte’ Bilder versinnbildlichen daher die Wechselwirkungen zwischen beiden Bildbegriffen. Die Studie belegt: Auch nach einer obsoleten Hierarchisierung von ‚Urbildern’ und ‚Abbildern’ findet im 20. Jahrhundert eine Fortschreibung des Topos der Lebendigkeit von Bildern statt, weiterhin nimmt dieser eine (freilich modifizierte) Schlüsselrolle in den ästhetischen Diskursen ein.