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No Limit: Die Neunziger - das Jahrzehnt der Freiheit

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Es gibt keine Grenzen mehr: Das glaubt man jedenfalls am Beginn der Neunzigerjahre. Die Berliner Mauer fĂ€llt, die Welt rückt zusammen, und sie vernetzt sich. Die ersten Knoten des World Wide Web werden geknüpft, die ersten Suchmaschinen programmiert. In Berlin wird Techno zum Soundtrack der Wiedervereinigung, Neonfarben beherrschen das Bild, Piercings und TĂ€towierungen erobern den Mainstream, das Arschgeweih gerĂ€t zum stilistischen Symbol der Dekade. Aber unter der heiteren OberflĂ€che brechen alte Konflikte auf, Gespenster aus der Vergangenheit kehren zurück. Im Osten Deutschlands, aber nicht nur dort, entsteht eine rechte Jugendkultur bislang ungekannten Ausmaßes. Im zerfallenden Jugoslawien geschieht das Unfassbare: der erste Krieg in Europa seit 1945. Der politische Islam wird zur globalen Bedrohung, und das lange Jahrzehnt endet am 11. September 2001 mit dem Anschlag auf das World Trade Center, das auch ein Symbol der spielerischen, globalisierten Postmoderne gewesen ist.

In einem großen, farbigen Panorama erzĂ€hlt Jens Balzer von einem Jahrzehnt, in dem man an die Zukunft glaubte und ans «anything goes» – und in dem doch auch ein neues Zeitalter der Grenzen, der IdentitĂ€ten und der KĂ€mpfe beginnt.

Inhalt u.a.:

«Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzĂŒglich»: Die Euphorie der Befreiung und das plötzliche Rasen der Zeit «TemporĂ€re Autonome Zonen»: Techno wird zum Soundtrack der Wiedervereinigung und des Urlaubs von der Geschichte ‱ «Smells Like Teen Spirit»: Die grĂ¶ĂŸten Hits der Neunzigerjahre erzĂ€hlen von den Freuden und Gefahren der Freiheit «Fremd im eigenen Land»: Hip-Hop als Spiegel der deutschen Einwanderungsgesellschaft, Angst vor «Political Correctness» und einer neuen Sprachpolizei ‱ «Baywatch»: Gemachte BrĂŒste, straffe Haut und «klassische» Nasen oder Körperliche Selbstoptimierung als neue Norm ‱ «Emergency Room»: Die ĂŒberlastete Notaufnahme wird zum Symbol der Privatisierung, das Privatfernsehen feiert die Freiheit der entfesselten Konkurrenz ‱ «Hyper Hyper»: Die GrĂŒnder des World Wide Web trĂ€umen von der friedenstiftenden Kraft der universellen Vernetzung – und bereiten Amazon, eBay und Google den Weg ‱ «Die Simpsons» und die Spice Girls: Die Heilige Familie der Postmoderne und die neoliberale Wende des Feminismus «Satanische Verse»: Die Fatwa gegen Salman Rushdie, der «Kampf der Kulturen» und die RĂŒckkehr der Religion ‱ «Tehno Tehno», Turbofolk: In Jugoslawien kommt es zum ersten Krieg in Europa nach 1945, Popkultur und nationalistischer Terror feiern blutige Hochzeit ‱ «Jurassic Park»: Autos werden so groß wie Panzer, der Klimawandel gilt nun als Hirngespinst grĂŒner Ideologen aus den Achtzigerjahren ‱ «Faserland»: Dandys und Schnösel heischen um Aufmerksamkeit, viele Menschen schĂŒtten sich neuerdings Milch in den Kaffee und malen Muster in den Schaum ‱ «Mein langer Lauf zu mir selbst»: Was der Brioni-Kanzler und der Minister mit der Pingpong-DiĂ€t ĂŒber die Deutschen am Ende des Jahrtausends aussagen ‱ «Bin ich da schon drin, oder was?» Das Internet wird zum Massenmedium, und der Film «Matrix» beschreibt, wie die Grenze zwischen dem Realen und dem Virtuellen verschwimmt