Pontus Wikner (1837-1888) war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Philosophen Schwedens; seine Psychologischen Selbstbekenntnisse sind die frĂŒheste Schilderung und Rechtfertigung einer homosexuellen IdentitĂ€t im nordeuropĂ€ischen Raum. 1879 zu Papier gebracht und durch spĂ€tere ZusĂ€tze ergĂ€nzt, ist der Text erst 1971, nach dem Tode aller Nachkommen, veröffentlicht worden. Die Bekenntnisse gehören in Nordeuropa lĂ€ngst zu den grundlegen - den Texten schwuler Geschichte.
Wikners Selbstbekenntnisse entstanden zeitlich parallel zu Karl Heinrich Ulrichsâ »Forschungen ĂŒber das RĂ€thsel der mannmĂ€nnlichen Liebe«, von denen Wikner, obwohl er die deutsche Sprache beherrschte und 1873 sogar eine Reise nach Deutschland unternahm, keine Kenntnis gehabt zu haben scheint.
Raimund Wolfert hat seiner Ăbersetzung eine ausfĂŒhrliche biografische Studie beigegeben. Darin ist auch von den innigen Freundschaften Wikners mit SchĂŒlern und Studenten die Rede, die durch seine Briefe und TagebĂŒcher belegt sind, in den von theologischen und philosophischen Ăberlegungen geprĂ€gten Selbstbekenntnissen aber nur andeutungsweise zur Sprache kommen.