Recherchen

Das aktuelle Theater ist zu einem Ort fĂŒr FlĂŒchtlinge geworden, der neben ihren Anliegen auch diese selbst auftreten lĂ€sst. Lebens- und Fluchtgeschichten werden nicht mehr ausschließlich den Behörden vorgetragen, sie appellieren auch an die UrteilsfĂ€higkeit der Öffentlichkeit. Der vorliegende Band möchte auf die politische Funktion des Theaters in der FlĂŒchtlingskrise hinweisen und zugleich die historischen Verbindungen zwischen BĂŒhne und Asyl aufzeigen. Arbeiten wie Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen" erinnern daran, dass das Theater bereits in der athenischen Polis als ein Ankunftsraum fĂŒr Fliehende angelegt war. Das theatrale Geschehen wie die dramatische Handlung kann mit einer Asylverhandlung, die tragische Entscheidung mit der Frage von Fliehen oder Bleiben in Zusammenhang gebracht werden. Die hier versammelten BeitrĂ€ge wollen dieses Fundament der europĂ€ischen Theatergeschichte sichtbar machen: Die BĂŒhne wird selbst zum temporĂ€ren Zwischenraum fĂŒr die fliehend Ankommenden, der sich immer wieder neu und anders konstituiert.