Es war drei Monate nach dem Tod des Puppenspielers, als ich wieder einen dieser Umschläge in meinem Postfach fand. Kein Absender, keine Briefmarke, nur mein aktueller Name, sauber getippt, auf einem Etikett. Ich hatte Berlin längst verlassen, war durch halb Europa getrieben, hatte mich in den Schatten von Paris, Madrid und Athen herumgetrieben, immer ein paar Schritte vor denen, die mir nach dem Leben trachteten. Jetzt war ich in Marrakesch. Marokko. Ein Land, in dem ich nie wirklich zu Hause gewesen war, aber das mir immer ein Gefühl von Möglichkeit gegeben hatte. Die Medina war ein Labyrinth, in dem man sich verlieren konnte – oder gefunden wurde.
Ich öffnete den Umschlag in einem kleinen Café in der Rue Bab Doukkala. Die Luft war schwer von Minze und Staub, die Stimmen des Marktes drangen durch das geöffnete Fenster. Im Umschlag lag eine einzelne Karte. Auf ihr stand:
„Jemaa el-Fna, Mitternacht. Tragen Sie etwas Blaues.“