Der Stechlin – Ein Einblick in die preußische Gesellschaft
Der Stechlin von Theodor Fontane dreht sich um das alte märkische Adelsgeschlecht der von Stechlin, das am Großen Stechlinsee im Kreis Ruppin seinen Sitz hat. Im Mittelpunkt steht der 66-jährige Dubslav von Stechlin, ein verwitweter Major außer Dienst, der ein ruhiges und reflektiertes Leben auf Schloss Stechlin führt. Dubslav ist bekannt für sein freundliches Gemüt und seine Vorliebe für offene Meinungen.
Sein einziger Sohn Woldemar, Offizier der Garde-Dragoner in Berlin, besucht ihn regelmäßig. Gemeinsam mit Freunden und zahlreichen Besuchern, darunter der konservative Oberförster Katzler, das umstrittene Mühlenbesitzer-Ehepaar von Gundermann und der sozialdemokratisch gesinnte Pastor Lorenzen, kommt es zu vielen angeregten Gesprächen und Diskussionen. Diese beleuchten die Spannungen zwischen alten, konservativen Sichtweisen und neuen, liberalen und sozialdemokratischen Tendenzen.
In Berlin trifft Woldemar auf den verwitweten Grafen Barby und seine beiden Töchter, Melusine und Armgard. Melusine, eine gebildete und freimütige Frau, interessiert sich für Dubslav und den geheimnisvollen Stechlinsee, während die stille Armgard eher im Hintergrund bleibt. Woldemar fühlt sich zu beiden Frauen hingezogen und besucht die Familie oft.
Die Handlung spitzt sich zu, als Dubslav als konservativer Kandidat für eine Reichstagsnachwahl aufgestellt wird, die er jedoch verliert, was ihn insgeheim erleichtert. Woldemar wird währenddessen zu einer Mission am britischen Königshaus berufen und verlobt sich nach seiner Rückkehr mit Armgard. Die Verlobung wird mit zahlreichen Gästen in Stechlin gefeiert, doch kurz darauf erkrankt Dubslav schwer und stirbt.
Der Stechlin bietet einen tiefen Einblick in die preußische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und beleuchtet die Spannungen zwischen Tradition und Fortschritt. Fontanes meisterhafte Erzählkunst und seine feine Charakterzeichnung machen diesen Roman zu einem zeitlosen Klassiker der deutschen Literatur.