DaĂ Fortini ein gebildeter Mann war, unterliegt keinem Zweifel. DaĂ er so gut wie die drei unerreichbaren Vorbilder Dante, Petrarca, Boccaccio auch Ariosto, Aretino, Bembo, Sannazaro kannte und ihnen zu folgen bemĂŒht war, wissen wir aus seinen Werken. Auch bei ihm spielen die alten Götter eine groĂe Rolle: Phöbus besteigt den Wagen und treibt die Rosse an; die Stimme der Prokne ruft; die Nymphe Echo antwortet aus hohlem Grund; der Bauer opfert der Ceres und dem Gott der GĂ€rten. Die Verwandlung des NarziĂ wird erwĂ€hnt, und einmal heiĂt es vom Sterben sehr schön: 'Er kehrte zur UrĂ€ltermutter zurĂŒck.'
Man kann ungefĂ€hr eine Vorstellung von Fortinis Frauenideal gewinnen und sieht in seinen Schilderungen immer von neuem, welche Freude es ihm machte, von Frauenschönheit zu berichten: vor allem die Haare, kraus und blond wie GoldfĂ€den; die BrĂŒste, weiĂ wie frischer Schnee und fest wie Marmor; die Augen leuchtend wie Morgensterne; das Fleisch in der Farbe orientalischer Perlen; das Gesicht schön geschnitten, weiĂ mit einem leicht gelblichen Ton. Einmal vergleicht er ein MĂ€dchen mit einer frischen Lilie, ein anderes mit einer Maienrose im MorgendĂ€mmern, ein drittes mit einem StrauĂ von Rosen und Veilchen.
Fortini findet auch treffende Worte und klare Bilder, wenn er die Natur malt. Man sieht den klaren frischen Quell aus der Felsgrotte springen; man sieht das schattige Tal neben dem Hain auf dem HĂŒgel; die Waldreben, das dichte LorbeergestrĂ€uch und die HaselnuĂhecken bilden zusammen eine dichte grĂŒne Laube mit einer halbbogenförmigen TĂŒr, als hĂ€tte sie ein geschickter GĂ€rtner gemacht. Wacholder ringsum und Efeu an den LorbeerbaumstĂ€mmen. Er liebt den Tag und die Sonne.
Es ist ihm nicht eingefallen, eine Geschichte zu erzĂ€hlen, die vor hundert und aberhundert Jahren oder in einem fremden Land spielt. Er fabelt nicht. Er erzĂ€hlt, was in seinem Jahrhundert geschehen ist, was ihm selbst begegnet ist, was er hat erzĂ€hlen hören, als vor noch nicht langer Zeit geschehen. So heiĂt es meist: 'Vor wenig Jahren geschah das, vor zwei Jahren, vor noch nicht acht Tagen' und so fort. Er erzĂ€hlt Dinge, die er kontrollieren kann. Er bleibt in seiner Zeit und bleibt in seinem Land, mehr noch in Mittelitalien, am liebsten in seiner Heimat.