Mörderische ethnische SĂ€uberungen sind, so die zentrale These Michael Manns, die dunkle Seite der Demokratie. Sie sind eine mögliche Perversion der Demokratisierung, weil dem demokratischen Nationalstaat ein organizistischer Nationalismus anhaftet, der danach strebt, demos und ethnos, Staatsvolk und Abstammungsgemeinschaft, deckungsgleich zu machen â wenn nötig mit Gewalt.
Michael Mann untersucht in empirisch dichten Fallstudien die Mechanismen der ethnischen SĂ€uberung und ihre Umsetzung. Er behandelt den Siedlerkolonialismus in Nordamerika, den Massenmord an den Armeniern, die nationalsozialistische Vernichtungspolitik, die kommunistischen Gewalt unter Stalin, Mao und Pol Pot, den ethnischen BĂŒrgerkrieg in Jugoslawien und den Genozid in Ruanda. Am Beispiel von Indien und Indonesien verdeutlicht er aber auch, weshalb multiethnische Konflikte nicht notwendigerweise in systematische Gewalt mĂŒnden mĂŒssen.
Die historisch-soziologische Analyse dieser FĂ€lle zielt darauf ab, systematische Erkenntnisse und theoretische ErklĂ€rungen fĂŒr die Entstehung mörderischer ethnischer SĂ€uberungen herauszuarbeiten â nicht zuletzt, um politische MaĂnahmen zu deren Verhinderung zu erarbeiten.