Die Bibel wird nur da recht verstanden, wo der Ausleger selbst in den Verstehensraum hineingezogen wird. Dietrich Bonhoeffers Hermeneutik ist damit als Hermeneutik der Responsivität zu bezeichnen.Nadine Hamilton zeigt, dass die Bibel für Dietrich Bonhoeffer nicht nur Gegenstand der Hermeneutik sein kann; vielmehr muss das in der Bibel Bezeugte in spezifischem Sinne die Verstehensprozesse selbst steuern. Ein Verstehen der Schrift, das der Wirklichkeit in Christus entspricht, kann nur eine Auslegung der Schrift sein, die das hörende Subjekt mit einbezieht und so die Existenz des Menschen selbst von diesem Text her auslegt. Dieses Geschehen aber ermöglicht erst die neue Wirklichkeit zwischen Gott und Mensch; der Glaube, der aus dem Hören der Schrift kommt, ist ein neues Sich-selbst-Verstehen vor Gott.Wo nämlich der Rezipient allererst zum Rezipierten wird, ereignet sich Gott in der Welt, genauer im Menschen; hier wird die Bibelauslegung zum sakramentalen Geschehen des Wortes Gottes, das den Menschen in seinem ganzen Leben zur Antwort aufruft: zur aktiven Teilhabe am Reich Gottes.Bonhoeffers theologische Hermeneutik ist damit zugleich eine anthropologische. Weil sich in der Erkenntnissuche des Menschen, der von der Schrift ergriffen wird, ein Subjekt- und darin Objektwechsel vollzieht, der Mensch also nicht die Schrift auslegt, sondern die Schrift den Menschen, ist zugleich von einer hermeneutischen Anthropologie zu sprechen. Bonhoeffers Hermeneutik ist damit beides: anthropologische Hermeneutik und hermeneutische Anthropologie, weil ein Verständnis des Wortes Gottes (und damit Gottes selbst) nicht ohne ein Verständnis des Menschen vor Gott geschehen kann, das den Leser verwandelt.Nadine Hamilton erhielt für diese Arbeit den Bonhoeffer-Forschungspreis 2015 sowie den Staedtler-Promotionspreis 2015.
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