Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami.
Der Workshop fand in einem perfekt restaurierten Schloß statt, das für die Schülerinnen der Mainzer Gunda-Rath-Schauspielschule gar nicht günstiger liegen konnte, nämlich mitten im Rheingau, umkränzt von Rebenhügeln und alten Burgen. Dennoch, der Weg war beschwerlich gewesen, auch für Anneke Helm und Milena Waldt, die keine lange Anreise hatten. Dem Treffen auf Schloß Marquartstein war ein strenges Auswahlverfahren vorausgegangen. Mehr als tausend junge Nachwuchskräfte hatten sich beworben um eine Rolle in ›Cinderella Cindy‹, dem neuen Musical, das auf einem altbekannten Thema beruhte und daher großen Erfolg versprach. Anneke und Milena waren Freundinnen. Sie waren musikalisch, tänzerisch begabt, ehrgeizig und sehr attraktiv, jede auf ihre Weise: Anneke weizenblond und blauäugig, Milena dunkelhaarig, mit Bernstein-Augen und groldbraunem Teint. Sie wohnten zusammen in einem Apartment in Mainz und besuchten seit zwei Jahren mit Erfolg alle Kurse, die im Institut der ehemaligen Bühnenkünstlerin Gunda Rath angeboten wurden. Auf Schloß Marquardstein bezogen die beiden sofort ein gemeinsames Zimmer im Dachgeschoß, räumten unter aufgeregtem Gekicher ihre Sachen in die beiden Wandschränke, rissen die kleinen lukenförmigen Fenster auf und ließen die würzige Waldluft hereinströmen. »Hast du die kleine Rothaarige gesehen, die vorhin angekommen ist?« fragte Anneke halblaut. »Psst! Ich glaube, sie wohnt gleich neben uns!« »Ob die wohl so jung ist, wie sie aussieht?« sinnierte Anneke und sprach damit ein Problem an, das sie beide zunehmend beschäftigte. Schon während der Probeaufnahmen waren ihnen Mädchen aufgefallen, die noch sozusagen in den Kinderschuhen steckten. Mädchen, sie seit ihrem dritten Lebensjahr Ballettstunden nahmen, geschulte Singstimmen hatten und regelmäßig in den Märchenaufführungen des Stadttheaters auftraten. Diese Mädchen waren den meisten anderen voraus an Bühnenerfahrung, Sprechtechnik und praktischem Können, obwohl sie erst siebzehn oder achtzehn waren. Neben ihnen kamen sich Anneke und Milena mit ihren dreiundzwanzig Jahren alt und grau und unqualifiziert vor. Sie hatten beide reguläre Schulen besucht bis zum Abitur und sich in verschiedenen Ausbildungen versucht, bevor sie ihr schauspielerisches Talent entdeckt und beschlossen hatten, daraus einen Beruf zu machen. Wie schwer das war und wie überwältigend die Konkurrenz, darüber konnten sie sich stundenlang ereifern.