Hedwig Bollhagen (1907–2001) gehört zu den bedeutendsten Keramikerinnen der Moderne. Seit 1927 gestaltete sie vor allem serielle Keramik zum Gebrauch und schuf wegweisende Form- und Dekorentwürfe für Fayence- und Steingutgeschirre, die im Zentrum ihres Œuvres stehen. Die Zeit ihres frühen Werkes bis 1934, die in der vorliegenden Arbeit dokumentiert wird, umfasst ebenso Bollhagens Ausbildung an der Keramischen Fachschule in Höhr wie ihre Tätigkeit als Leiterin der Malabteilung in den künstlerisch fortschrittlichen Steingutfabriken Velten-Vordamm von 1927 bis 1931.
Vom Werkbund und Bauhaus beeinflusst, entwickelte sie in Velten und Marwitz erschwingliche Klassiker der Moderne mit zeitlosen, funktionalen Formen als "Form ohne Ornament" und mit darauf abgestimmten geometrischen Dekoren. 1934 gründete Hedwig Bollhagen die HB-Werkstätten für Keramik in Marwitz bei Berlin, deren wechselvolle Geschichte einen weiteren Schwerpunkt dieser Studie darstellt. Die Entwicklung von Keramik und Design im Nationalsozialismus findet darin ebenso Beachtung wie der Formalismusstreit in der DDR 1962/63, der u.a. durch ein Bollhagen-Service hervorgerufen wurde.
Für Forscher und Sammler interessant ist das Verzeichnis der in den HB-Werkstätten bis 2001 produzierten Geschirrformen, das zugleich ein Werkverzeichnis Hedwig Bollhagens darstellt. Ergänzt wird es durch einen großen Abbildungsteil und ein umfangreiches Markenverzeichnis mit größtenteils unveröffentlichten Marken.