Moin. Mein Name ist Ubbo Bremshey, Hauptkommissar der Mordkommission Emden. Ich bin ein Kind dieser Stadt, aufgewachsen zwischen Kanälen, Deichen und dem ewigen Wind, der hier nie so recht weiß, ob er von Westen oder Norden blasen soll. Ich kenne die Stadt wie meine Westentasche: die Altstadt mit ihren schiefen Häusern, die Hafenbecken, in denen die Sonne manchmal so golden glitzert, dass man fast vergisst, wie rau das Leben hier sein kann. Aber heute, an diesem trüben Novembermorgen, glitzert gar nichts.
Ich sitze in meinem alten Volvo, der auf dem Parkplatz am Ratsdelft steht, direkt gegenüber vom Rathaus. Der Regen prasselt auf die Windschutzscheibe, und ich nippe an meinem Tee – Ostfriesentee, versteht sich, mit Kluntje und Sahne. Kaffee trinke ich nur, wenn’s gar nicht anders geht. Mein Kollege Frerich Bolten kommt aus dem Borssumer Viertel, ein kerniger Typ mit einer Vorliebe für Streuselkuchen und plattdeutsche Sprüche. Er steigt ein, schüttelt sich den Regen aus dem grauen Mantel und sagt: „Moin, Ubbo. Hast du schon gehört?“
Ich schüttle den Kopf. „Nee, Frerich. Was ist los?“
„Die Leitstelle hat gerade durchgegeben: Im Hafen, am Südkai, liegt ein Toter. Sieht nach Mord aus. Und weißt du, wer’s ist?“
Ich ahne Schlimmes. „Sag schon.“
„Heini Wiemers. Das Original aus Twixlum. Der, der immer mit seinem alten Kutter ‘Freiheit’ rumgetuckert ist und bei jedem Wetter auf dem Markt Aal verkauft hat.“