Der 'gebackene Stein' hat eine lange Geschichte, in deren Verlauf er sich dem Wandel der Herstellung und des Baugeschehens anpaßte. Schon in der Spätantike wurden große flache Ziegel produziert; aus dem für den Dachstein gebräuchlichen lateinischen Wort 'tegula' leitete sich das deutsche Wort 'Ziegel' ab. Mit der um 1100 einsetzenden Produktion kompakterer und handlicherer Rohlinge in Holzformen erhielt man relativ identische Steingrößen – die Mauerverbände gerieten systematischer und maßhaltiger, komplexe Dekorationssysteme wurden möglich. Man verwendete seriell vorgefertigte Formsteine für Rundstäbe, Rundbogenfriese, Konsolen, Gesimse und Kapitelle. Dieser technologische Standard bildete auch die Grundlage für die sich nach der Mitte des 12. Jahrhunderts in verschiedenen Regionen nördlich der Alpen sprunghaft ausbreitende Backsteinarchitektur. Mit ihr setzten sich qualitative Maßstäbe durch, die erst im Gefolge der historischen Einschnitte des 17. Jahrhunderts verlorengingen, dann Schritt für Schritt neu erlernt werden mußten und schließlich im 19. Jahrhundert zur einer Renaissance der ziegelsichtigen Architektur führten.
Die im vorliegenden Band versammelten sechzehn Aufsätze beschreiben technische und kulturhistorische Gegebenheiten des so variablen Baumaterials Backstein und berücksichtigen dabei neuere Erkenntnisse der historischen Bauforschung und Mittelalterarchäologie im nördlichen und nordöstlichen Mitteleuropa.