An Kunst teilnehmen heißt immer, sich der Kunst als Kunst bewusst zu sein und sich zugleich von ihrem Schein einnehmen zu lassen.
Alexander García Düttmanns Buch ist der erste systematische Versuch, die Teilnahme an Kunst zu erklären - und dadurch ein neues Licht auf die Teilnahme an Politik zu werfen.
Kaum ein Begriff hat Kunst und Ästhetik in den vergangenen Jahrzehnten so bestimmt wie der der Teilnahme, vor allem, wenn ein politischer Anspruch angemeldet wurde. Was kann mit der Teilnahme an Kunst gemeint sein? Die Antwort, die Düttmann auf diese Frage gibt, lautet: Teilnahme an Kunst ist ein Bewusstsein des Scheins. Doch wie kann der Schein zu Bewusstsein kommen, ohne dabei aufzuhören, als Schein zu wirken?
Der Autor zeigt, dass dieses Problem die Geschichte der Ästhetik beherrscht hat, ob es sich um die Tradition handelt, die von Kant bis Adorno reicht, oder in jüngerer Zeit um die Ansätze der analytischen Ästhetik. Das Verhältnis zwischen Schein und Bewusstsein bleibt dabei ein spannungsgeladenes, so sehr sich die Philosophen auch darum bemüht haben, diese Spannung aufzulösen, Bewusstsein und Schein miteinander zu versöhnen. Im Anschluss an Kant skizziert Düttmann einen Begriff der Politik, der ebenfalls von einer solchen Spannung durchzogen wird, zwischen Nüchternheit und Affekt, zwischen einem Bewusstsein der Ordnung, die Sicherung und Erhaltung sucht, und einem revolutionären Impuls, der aktiv über sie hinaustreibt.
"Jeder Mensch will gleichzeitig teilnehmen und in Ruhe gelassen werden. Und da das eigentlich nicht möglich ist, beides, ist man immer in einem Konflikt."
(Thomas Bernhard)