Mit seiner historischen Hellsicht, dem Intellekt einer Herzensbildung und einem die Wissenschaft weit übersteigenden Einfühlungsvermögen, beleuchtet Zweig mit der Lebensbeschreibung des Erasmus wie in einem Brennglas einen Kulminationspunkt der Menschheitsgeschichte; eine historische Wegscheide, deren Auswirkungen bis heute unser Leben prägt. Eine ganz andere Möglichkeit der Reformation stellt er mit der Schilderung der Antipoden Erasmus von Rotterdam und Martin Luther vor. Aus Charakteren wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, erwachsen völlig unterschiedliche Kulturen.
Das Scheitern Erasmus, seine Schwäche als Tatmensch im entscheidenden Augenblick, rührt an unseren Traum einer humaneren Kultur und gewaltlosen Menschheitsgeschichte.