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Übung auf dem Schwebebalken : Mehr oder weniger fromme Gedichte

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«Du bist das Wort / für Glanz und Blinken / Glühwürmchen im Garten / und Spiegelung im See / für Kaffee am Morgen / Aufbruch / und Suppe am Ziel» Anne-Marie Müllers Gedichte setzen im Alltag an und suchen nach einer Sprache für das, was darüber hinausgeht. Sie sprechen ein Du an, das grösser ist. Da stehen Hoffnung und Zahnweh unmittelbar nebeneinander, das Durcheinander von Gefühlen neben dem Versprechen des Heidekrauts, die Fragen nach Glauben und Gott neben Gebeten inklusive Ziegenkäse. Oft sind Flügel im Spiel, seien es die der Vögel oder anderer Wesen, die wir gefiedert vermuten. Und nicht zuletzt geht es um Schmerz, Verlust und Trauer, um das Viele, das unlösbar ist und bleibt. Anne-Marie Müllers Gedichte sind keine Rezepte. Sie sind eine Übung auf dem Schwebebalken, mit vorsichtigen Schritten, mehr oder weniger fromm, sodass sich die Autorin manchmal über ihre eigene Zuversicht wundert. Und dabei doch weder die Zugewandtheit zur Welt noch den Humor verliert.