marixwissen

Bevor Frauen in der Neuzeit sich trauten, Gedichte oder gar Romane zu schreiben, waren sie erst einmal begeisterte Leserinnen. Der sich im 16. und 17. Jahrhundert entwickelnde Buchmarkt wĂ€re nie in Schwung gekommen ohne das weibliche Lesepublikum. Dabei wurde den Damen und MĂ€dchen das Lesen, abgesehen von der Bibel, anfangs nicht einmal erlaubt. Verse und Fiktionen könnten die Fantasie eines weiblichen Wesens angeblich in die falsche Richtung lenken. Doch die MoralwĂ€chter verloren die Schlacht. BĂŒcher sind leicht transportierbar und Lesen macht kein GerĂ€usch. Also kann es im Geheimen erfolgen. Schließlich Ă€nderte die AufklĂ€rung das Klima: Mancher Pfarrer oder Gelehrte zeigte sich begeistert von der Intelligenz seiner Tochter und förderte sie durch Literaturangebote. Das Ergebnis: Frauen lasen sich so lange durch die Weltliteratur, bis sie Lust bekamen, die Freude, die sie beim Lesen empfanden, durch eigene Werke in anderen zu wecken. Das war am Anfang mĂŒhsam, der Ehrgeiz musste hinter Pseudonymen verborgen werden, schreibende Frauen galten als verirrte Wesen. Aber spĂ€testens im 19. Jahrhundert welkte das Vorurteil dahin. Es gab einfach zu viele großartige Dichterinnen und wunderbare ErzĂ€hlerinnen. In diesem Band findet sich eine wohlĂŒberlegte Auswahl der bedeutendsten europĂ€ischen Schriftstellerinnen.