Sophienlust, wie alles begann

Wir lernen die Geschichte kennen, die einmal dazu fĂŒhren wird, dass es, viele Jahre spĂ€ter, zur GrĂŒndung von 'Sophienlust' kommen wird. Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln fĂŒr das spĂ€tere Kinderheim, aber das kann zu diesem frĂŒhen Zeitpunkt noch keiner ahnen. Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lĂ€sst. Von einem Tag zum anderen war die Welt nicht mehr, was sie vorher gewesen war. Noch immer stand die goldene Sommersonne am strahlend blauen Himmel, die Vögel zwitscherten in den BĂ€umen, und irgendwo bellte wie jeden Morgen in einem der NachbargĂ€rten ein Hund. Denise Montand stand auf dem kleinen Balkon in ihrem Zimmer und starrte nach unten, wo ihre Mutter bereits den FrĂŒhstĂŒckstisch auf der Terrasse deckte. Immer wieder spĂŒrte sie eine leichte GĂ€nsehaut ĂŒber ihren RĂŒcken kriechen, ohne genau sagen zu können, woher dieses GefĂŒhl kam. Es hing jedenfalls eng zusammen mit dem gestrigen Treffen mit Manuel, oder besser, mit der Botschaft, die er ihr von Dietmar hatte ĂŒberbringen sollen. Kaum merklich schĂŒttelte Denise den Kopf. Je lĂ€nger sie ĂŒber diese Nachricht nachdachte, desto weniger konnte sie daran glauben. Gab es in der heutigen modernen Zeit tatsĂ€chlich noch GroßmĂŒtter, die aufgrund ihrer Herkunft und ihres ĂŒbergroßen Besitzes das Recht, die Macht und womöglich auch die Pflicht hatten, ĂŒber das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder entscheiden zu dĂŒrfen? »Ich glaub es einfach nicht«, murmelte das bildschöne MĂ€dchen vor sich hin. »Vielleicht wache ich gleich auf und stelle fest, dass ich alles nur getrĂ€umt hab.« Sie hob die Arme weit ĂŒber den Kopf und fĂŒhrte ihre HĂ€nde zusammen, um sich zu strecken. Das hatte sie in ihrer Ausbildung zur BalletttĂ€nzerin gelernt. Auf diese Weise konnte man Verspannungen lockern und wieder besser denken. Ein Blick nach unten zur Terrasse verkĂŒndete ihr, dass die Mutter mit dem FrĂŒhstĂŒck fertig war. Gleich wĂŒrde sie nach ihr rufen. Dem wollte Denise zuvorkommen. Sie trat vom GelĂ€nder zurĂŒck und ging ins Zimmer zurĂŒck. Ein abschießender Blick in den kleinen Spiegel ĂŒber dem Waschbecken, dann verließ sie den Raum, der ihr seit achtzehn Jahren Geborgenheit, Schutz und Freude bedeutete. Es war ihr Zuhause, und seit sie mit Manuel ĂŒber Dietmars Leben geredet hatte, wusste sie erst, welch ein GlĂŒck sie hatte, gerade diese Eltern und diese ehrliche Liebe bekommen zu haben.