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Der Racheschwur

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»Soll ich dir auch die EntscheidungsgrĂŒnde vorlesen?« fragte der Kriminalgerichtsrat. »Du kannst es nach dem Gesetze verlangen.«

»Inkommodieren Sie sich nicht, Herr Rat. Ich weiß doch, daß ich meine Strafe nur Ihnen zu verdanken habe.«

Der Rat rieb sich die HĂ€nde.

»Ja, ja, Freund Piepritz, du warst klug, recht klug, aber ...«

»Aber wir sprechen uns wieder, Herr Kriminalrat. FĂŒnfzehn Jahre sind zwar eine lange Zeit.«

»Ja, ja, eine recht lange Zeit!«

»Aber sie gehen vorĂŒber, Herr Kriminalrat.«

»Und vergiß auch die Besserungsdetention nicht, bester Piepritz.«

»Oh, Herr Kriminalrat, was die anbetrifft, so werde ich vom ersten Tage an im Zuchthause mich so bessern, daß ich keine Stunde lĂ€nger sitzen muß als meine fĂŒnfzehn Jahre. Und wissen Sie auch, warum, bester Herr Kriminalrat? Um genau nach fĂŒnfzehn Jahren mit Ihnen wieder sprechen und Ihnen dafĂŒr danken zu können, daß ich so lange Zeit im Zuchthause mich habe bessern mĂŒssen.«

Der Mensch hatte, wĂ€hrend er diese Worte mit seinem vollen ruhigen Trotze drohend sprach, die verschleierten Augen weit geöffnet. Es waren ein Paar große hellgrĂŒne Augen. Sie schossen Blitze auf den Kriminalgerichtsrat.

Der arme Rat sah sie vielleicht zum ersten Male in seinem Leben. Er mußte sich den Angstschweiß von der Stirn wischen ...