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Abflug der Prinzessin

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Man konnte sie Freunde nennen: Als sie zusammen zu malen begannen, damals in Kaiser Richards Garten, gleich nach dem Krieg. Als sie ĂŒber die Dörfer zogen, um dasselbe MĂ€dchen warben. Ladenbach und Hollweg, so unterschiedlich im Charakter, so gleich aber in ihrem Streben nach Wahrheit in der Malerei. Der eine findet seinen Weg nach mĂŒhevollem Experimentieren, in quĂ€lender Kleinarbeit, in stĂ€ndigem Sich-in-Frage-Stellen: spĂ€t erst kommt der Erfolg. Der andere, der schon einmal Sieger war, schafft auch den Sprung zur kĂŒnstlerischen Anerkennung schnell: es gefĂ€llt, was er malt. Er bekommt die AuftrĂ€ge und die Preise, und er malt: gestaltet die WandflĂ€chen in KulturrĂ€umen und Empfangshallen, ĂŒbernimmt, was sich ihm bietet, und er ĂŒbernimmt sich. Er merkt nicht, dass die Freunde immer seltener kommen, die „Wahrheiten“, die er sagt, immer hohler klingen, seine Frau immer zurĂŒckhaltender wird. Doch als dann auch Susanne, die ihn bewundernde Faschingsprinzessin, ihn verlĂ€sst, beginnt er zu zweifeln, nachzudenken ĂŒber seine Haltung zur Kunst und zu den Menschen, die ihn liebten und förderten. Und er erkennt: Die AnsprĂŒche sind grĂ¶ĂŸer geworden.