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Amerikanischer Realismus

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Der Amerikanische Realismus ist weder eine Kunstbewegung noch eine Schule, vielmehr ist er ein durch eine außergewöhnliche Vielfalt gekennzeichnetes PhĂ€nomen, das nur schwer zu definieren ist. Er wird oft als der erste eigene Kunststil der USA betrachtet und zerfĂ€llt in eine Reihe von Kategorien, etwa den „regionalen Realismus“, den Genre-Realismus oder auch den PortrĂ€t-Realismus, je nach Ort, Sujet und Modell. So könnte sich ein Maler, der die indianischen Ureinwohner im Westen der USA oder die Seeleute an der OstkĂŒste portrĂ€tiert, durchaus als Vertreter des Regionalen PortrĂ€t-Realismus bezeichnen.

Eine einheitliche Auffassung des Amerikanischen Realismus ist daher kaum möglich. Doch unbesehen aller Unterschiede gibt es eine frappierende Gemeinsamkeit der ihm zugeordneten KĂŒnstler: ihr Anliegen, der typisch amerikanischen Lebensart (dem American Way of Life) sowie ihrem VerstĂ€ndnis von Freiheit Ausdruck zu verleihen. NatĂŒrlich hĂ€ngt das Ergebnis der BemĂŒhungen jedes Einzelnen von seinem subjektiven Empfinden, seiner individuellen Wahrnehmung, seinem Intellekt, seinem familiĂ€ren Hintergrund, seiner Erziehung und Ausbildung ab und nicht zuletzt auch von regionalen und ethnischen EinflĂŒssen. Das Spektrum dieser heterogenen Kunst reicht von Winslow Homers poetisch angehauchten Aquarellen aus den 1860er Jahren ĂŒber die fast unheimlich und stark symboltrĂ€chtig wirkenden Bilder eines Andrew Wyeth bis hin zu den in melancholisches Licht getauchten Szenen eines Edward Hopper der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Dieser Band prĂ€sentiert ein ĂŒber hundert Jahre umfassendes Kaleidoskop des Amerikanischen Realismus. Den Anfang machen US-amerikanische Maler, die noch stark der Tradition der europĂ€ischen Kunst verpflichtet sind und sich allmĂ€hlich von dieser lossagen; am Ende haben wir die Vertreter der modernen Generation, deren auf amerikanischem Boden gewachsene schöpferische und teilweise rebellische Ideen auch in Europa großes Aufsehen erregen und die ihre EigenstĂ€ndigkeit als eine Art neue Pioniere beweisen.