Fast 250 Jahre kennen die Neubrandenburger Belvedere. 1775 im Fachwerkstil als herzogliches Sommerhaus fßr DÜrchläuchting erbaut, wurde es nach seinem Abriss 20 Jahre später und einem Wiederaufbau in der Innenstadt erst ein Stadtpalais, dann ein Lazarett, Freimaurerdomizil, später Gartenrestaurant und Tanzpalast, ein Kriegsgefangenenlager bzw. ein SA-Sturmlokal. Dann verging das erste Belvedere in den Flammen des Zweiten Weltkrieges.
Am Hochufer von Broda entstand 1822 am gleichen Platz ein neues Belvedere. Eine junge kunstsinnige und wanderlustige aus Hessen stammende GroĂherzogin lieĂ durch den SchinkelschĂźler und Mecklenburg-Strelitzer Hofbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel einen Tempel der Liebe im klassizistischen Stil errichten, um ihn als Teehäuschen zu nutzen.
Gut hundert Jahre später gestaltete Professor Heinrich Tessenow das der Neuen Wache in Berlin ähnelnde SommerschlÜsschen ebenso zu einem Ehrenmal fßr die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, wie er es zuvor mit dem berßhmten Schinkelbau in der Hauptstadt getan hatte.
In DDR-Zeiten wollte eine bekannte Stadtarchitektin mit Millionenaufwand Belvedere zur unterkellerten Kulisse einer FreilichtbĂźhne verwandeln. Weil aber im real existierenden Sozialismus Geld und Kapazitäten fehlten und sich später die Wende ihren Plänen in den Weg stellte, besitzen die Neubrandenburger heute nicht einen sehenswerten romantischen EheschlieĂungsort, der unter den Top 50 von fast 15.000 solcher Adressen in Deutschland zu finden ist, sondern einzigartigen Platz fĂźr einen traumhaften Blick Ăźber den Tollen(se)see.