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Briefgeschichte(n) Band 2

E-book


Herr Sommer in Georgetown/Canada stammt aus Geithain. Nach der Enteignung des Sommerschen Gutes 1945 und - damit im Zusammenhang - dem Tod seiner Eltern ging er im Herbst 1945 zunĂ€chst zu Verwandten nach Westdeutschland. Die Auswanderung nach Kanada mit Ehefrau und zwei kleinen Kindern erfolgte 1954. Im Jahre 1990 besuchte John Sommer - erstmalig nach 45 Jahren! - seine Heimatstadt. Seit diesem Jahr entwickelten sich enge Beziehungen zwischen Herrn Sommer und Herrn Senf vom Geithainer Heimatverein e.V., welche sich in einem umfangreichen Briefwechsel widerspiegeln. Die stadtgeschichtlichen Forschungen des Heimatvereins sind durch Herrn Sommer in all den Jahren bis zur Gegenwart außerordentlich unterstĂŒtzt worden: Geschichte des Sommerhofes (Enteignung und Bodenreform 1945 in Geithain), Aufarbeitung der Biografie des Schulstifters Paul Guenther, und das Auffinden der Enkelin des Schulstifters, Frau Virginia Vanderbilt, im Rahmen umfangreicher Sucharbeiten in den USA, England und der Schweiz. FĂŒr seine aufwendige und gewissenhafte Mitarbeit im Geithainer Heimatverein wurde Herrn Sommer die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Neben den oben genannten Themen geht es im Briefwechsel immer wieder um aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme in den wichtigen zwei Jahrzehnten nach der Friedlichen Revolution 1989/90 und dem Ende der DDR. Berichte und Meinungen zu lokalen Geithainer Entwicklungen wie auch zu den gesellschaftlichen Umbruchprozessen in Sachsen und Deutschland insgesamt sind sehr oft Gegenstand der Korrespondenz. Damit stellt diese Veröffentlichung ein Zeitdokument der besonderen Art dar. Der anfĂ€nglich eher sachlich geprĂ€gte Gedankenaustausch wurde im Laufe der Jahre zunehmend persönlicher, nicht zuletzt auch nach gegenseitigen Besuchen der Familien. Gemeinsam unternahmen sie von Georgetown eine Reise nach Dover (New Jersey), der WirkungsstĂ€tte des Schulstifters Paul Guenther. In den Briefen spiegeln sich deshalb auch die engen persönlichen Beziehungen zwischen den beiden Familien wider. Auch dieser zweite Teil des Briefwechsels geht oft ĂŒber stĂ€dtische und regionale Bereiche hinaus. Der Meinungsaustausch berĂŒhrt nicht selten jeweils aktuelle weltpolitische Themen und begrĂŒndet damit die Aussage, die Briefe stellten eine Art Zeitdokument dar. Beim Lesen der damaligen Meinungen und Kommentare der Briefpartner zu Ereignissen wie den TerroranschlĂ€gen vom 11. September 2001 oder dem dritten Golfkrieg 2003, zur Entwicklung der VerhĂ€ltnisse zwischen dem »Reichen Norden« und dem »Armen SĂŒden« zwĂ€ngen sich Parallelen zur Gegenwart geradezu auf. Das Ursachenspektrum fĂŒr die gegenwĂ€rtigen Weltprobleme (u. a. FlĂŒchtlinge, Umwelt) enthĂ€lt mit Sicherheit auch weit zurĂŒckliegende Fakten, Entscheidungen und Prozesse! Das Ausmaß und die HĂ€rte waren nicht vorhersehbar, die Grundproblematik kommt aber keineswegs »aus heiterem Himmel«!