Dieses Buch widmet sich dem Selbstbewusstsein in drei Stadien von
Husserls Gedankenentwicklung und beantwortet dabei jeweils die erkenntniskritische
Frage, inwiefern das Selbstbewusstsein als eine unbezweifelbare
und somit evidente Grundlage fungiert. Anders als in
der Forschung bisher üblich wird somit das Selbstbewusstsein nicht
aus ontologischer Perspektive im Rahmen der Bewusstseinsforschung
aufgegriffen, sondern im Sinne Husserls eng mit der Frage der Erkenntnisbegründung
zusammengedacht.
Dies wird erreicht, indem Husserls Ausführungen zum Selbstbewusstsein
am Leitfaden von drei Methoden nachgezeichnet werden,
die schwerpunktmäßig einer Erkenntniskritik dienen, nämlich der
Reduktion auf den reellen Bestand in der ersten Auflage der Logischen
Untersuchungen, der transzendental-phänomenologischen Reduktion
und der Wesensschau. Der Blick auf diese drei Methoden legt
drei verschiedene Konzeptionen des Selbstbewusstseins frei: Um 1900
bestimmt Husserl das Selbstbewusstsein zunächst als innere Wahrnehmung
reiner aktueller Erlebnisdaten. Nach der transzendentalen
Wende im Jahr 1907 deutet er es als ein Einzelmerkmal der Selbstbewusstheit
rein transzendental-immanenter Bewusstseinserlebnisse.
Schließlich entwickelt Husserl das Selbstbewusstsein in den Ideen I
(1913) als allgemeine und notwendige Wesensbestimmung, die mit
dem Begriff des reinen Ich zum Ausdruck kommt.
Indem der Autor diese drei Konzeptionen miteinander kontrastiert,
entwirft er eine neue und systematische Interpretation von Husserls
Theorie des Selbstbewusstseins.