Avis war ein Vogeljunges, das aus dem Nest gefallen war. Wie das Unfassbare passieren konnte, wusste er nicht genau, auch wenn er sich viele Gedanken darüber machte. Es traf ihn zunächst wie ein Schlag, dem jedoch noch weitere folgten.
Das Märchen vom kleinen Vogel erzählt eine Geschichte schmerzlicher Verluste und Rückschläge und gibt uns berührend und einfühlsam Einblick in innere Entwicklungen: an den Erfahrungen des Lebens zu reifen, sich selbst zu finden und der Sehnsucht zu vertrauen, anders sein zu dürfen und angenommen zu werden, Freunde zu haben und auf eigenen Beinen zu stehen.
Das Märchen reist mit uns in eine Seele, in der etwas wachsen darf von dem, was jeder zum Leben braucht: Die Willensstärke zum Beispiel, nicht aufzugeben, sondern alles zu wagen und zu riskieren, selbst wenn eine Aufgabe nicht gelingt. Die Zuversicht, seinen Weg zu finden, weil es eine Lösung gibt, mag die Situation auch noch so ausweglos erscheinen. Die Erfahrung, dass eine Sache gut ausgeht, auch wenn es dafür notwendig ist, loszulassen und die bisherige Sicht der Dinge zu verändern.
Nichts ist trauriger als allein zu sein und nicht zu wissen, wer man ist und wozu man lebt.
Und nichts ist ermutigender als die Gewissheit, dass jeder einen Platz hat in diesem Abenteuer, das Leben heißt und das manchmal wie ein Alptraum und manchmal wie ein Märchen ist.