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Deutschland Zentrum eines Weltreiches - Politisches System, Krisenkonferenzen und Kriegsentschluss vor 1914

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Die Haltung der deutschen Historikerschaft zum Forschungsgegenstand Erster Weltkrieg ließ sich aus meiner Sicht Ă€ußerst zurĂŒckhaltend an. Von Walter Hubatsch bis zu Erdmanns Brief an Schieder (1971). Die Historikertage zwischen 1974 und 2004 sind mir, mit deren Umgehungsstrategie zum Thema Erster Weltkrieg, rege in Erinnerung. Selbst 1978, als die Veranstaltung in Hamburg Fischer nicht ganz umgehen konnte (ihm wurde der ĂŒbergreifende Abend-Vortrag zugestanden) blieb die Strategie unverĂ€ndert. Das Manuskript wurde als Vorstufe fĂŒr das “BĂŒndnis der Eliten” genutzt.

Schließlich setzte, in den 90iger Jahren, Wolfgang Mommsen (DĂŒsseldorf) zum Sturmangriff auf die Schule Fritz Fischers an. Dessen BĂŒndnis mit den “Fleischtöpfen” der Bundeswehr (W.Deist), erlebte einen unerwarteten Aufschwung. Die HSBw Hamburg war mit SchĂŒlern der Gegner Fischers durchsetzt. Dass diese TrĂ€ger der Kontroverse um den Ersten Weltkrieg im III. Reich an prominenter Stelle tĂ€tig gewesen waren, wurde erst in den 90iger Jahren mit Schieder/Conze deutlich. Ein Historikertag konnte sich dem nicht entziehen.

So blieb die "Verantwortung" fĂŒr den Ausbruch des Ersten Weltkrieges seit 1919 ein Politikum ersten Ranges. Vom Kriegsschuldreferat des AuswĂ€rtigen Amtes bis zu Clarks "Schlafwandlern" ist die deutsche, apologetische Tradition zu diesem Thema ungebrochen. Der deutsche Staat unterstĂŒtzt gerade diese Linie durch seine Forschungsförderung. So wurde das Buch von Clark, auch im Zuschnitt, exakt auf Fischers “Krieg der Illusionen” (1969) hin konzipiert. SchĂŒler Mommsens in der Schweiz und England, sein Nachfolger in DĂŒsseldorf, offenbarten, worum es ging. Das von Fischer vereinnahmte westliche Ausland war zurĂŒck zu gewinnen. Die Thesen Mommsens blieben von Anfang an schief (Polykratie). Wehler wollte den Krisenkonferenzbegriff adaptieren und umbiegen. Nicht zuletzt der Kampf gegen diese Machenschaften der Zunft in der Riezler Tagebuch-Kontroverse bestĂ€tigten die Fortdauer dieser Ziele. So zeigt sich, dass die VerhĂ€ltnisse - im Scheitelpunkt zwischen Wissenschaft und Politik - sich grundsĂ€tzlich nicht verĂ€ndert haben. Die Geschichtswissenschaft erweist sich als die politischste der Wissenschaften.