Viel hätte ich dafĂźr gegeben, wenn meine Prognosen aus âWir klicken uns um Freiheit und Verstandâ nichtzutreffend gewesen wären. Betrachtet man jedoch die jĂźngsten Entwicklungen in der Medienbranche, kommt man allerdings nicht umhin festzuhalten: Die digitalen Giganten, die ich als Web-Kraken bezeichnet habe, haben sich der traditionellen Medienwelt noch schneller bemächtigt als gedacht. Am 21. Januar 2015 wurde verĂśffentlicht, dass Google, was die GlaubwĂźrdigkeit angeht, die traditionellen Medien Ăźberholt hat. Unglaublich.
Und jetzt nehmen sich Google, Facebook, Amazon und Konsorten dem nächsten Feld an â besser gesagt: der nächsten Felder.
Nach der Medienindustrie sind bereits Handel und Finanzwelt ins Visier der Internetkonzerne geraten, die stets nach neuen Wachstumsbereichen gieren. Schon greifen sie auch nach anderen Dienstleistern, der klassischen Industrie und Produktion â und dann gibt es in unserer Volkswirtschaft keine Branche mehr, die verschont geblieben ist.
Amazon und Google kaufen reihenweise Roboter-Hersteller. Google erschlieĂt mit Nest Immobiliendienste und smart grid und baut sein eigenes Auto. Auch Apple lässt ein Auto entwickeln. Alle Web-Giganten bieten sich in der einen oder anderen Form als Software-Lieferanten fĂźr Industrie 4.0 und fĂźr das Internet der Dinge an. Aus diesem Grund trägt dieses Buch den Titel âDigitale Attackeâ. Industrien, die das Wohlergehen unseres Landes mitbestimmen und fĂźr unsere Volkswirtschaft essentiell sind, werden von digitalen Giganten attackiert. Tragisch ist, dass Gesellschaft, Wissenschaft, Unternehmen und Politik sich weitestgehend passiv oder angepasst verhalten. Was tun z.B. die Kommunen? Wie selbstverständlich nutzen sie die Dienste der Web Kraken, um ihre häufig veralteten Web-Angebote aufzuhĂźbschen. Und wir â die Verbraucher, wir als noch mĂźndige BĂźrger, wir als politisch Handelnde â wir tun das, was wir inzwischen am besten kĂśnnen: Wir schauen zu und Ăźberlassen unsere angestammten Industrien. Kampflos. Angreifern, die in erster Linie aus den Vereinigten Staaten kommen, bald auch aus Asien â nie aber, das lässt sich mit Sicherheit sagen, vom Alten Kontinent stammen.