Oft wird vergessen: Bilder sind das Ergebnis bearbeiteter Realisierungsmaterialien. Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle des Materials als eine Ursache möglicher Wirkungsketten für ästhetische Produktionsprozesse. Im Brennpunkt des Interesses steht hier die Malerei. Inwieweit können Realisierungsmittel und ihre Bearbeitungsformen künstlerische Prozesse initiieren, weitertreiben, modifizieren und zunächst nicht absehbare Lösungen entstehen lassen? Durch einen Spannungsbogen verschiedener Annäherungsweisen an das Thema wird versucht, theorieübergreifend künstlerische Produktionsprozesse transparenter werden zu lassen.
Dieser Perspektivwechsel zielt auf: – eine Bestandsaufnahme physikalischer Eigenschaften und Bedingungen, welche die Materialien der Malerei liefern – die Frage der Haltungen des Künstlers zu seiner eigenen Arbeit – hier läßt sich eine Geschichte der Materialbewertungen rekonstruieren, die das vom Künstler/Kunsthandwerker ganz unterschiedlich empfundene Spannungsverhältnis zwischen dem Werkstoff und der nicht materiell vorliegenden Idee als jeweils vom Zeitgeist geprägt verdeutlicht – das Verstehen des offenen Produktionsprozesses als individuelle Strukturierung einer präfigurativen materialbedingten Reizgrundlage aus der Sicht der Wahrnehmungspsycholgie und der kognitiven Psychologie – die Erfassung möglicher, mit materialorientierter Praxis verknüpfter pädagogischer Absichten.
Der vorliegende Text versteht sich als theoretische Grundlagenarbeit über malerische Praxis im Schnittbereich von Kunstpädagogik, Kunstwissenschaft und Kunstpsychologie.
Diss. Dortmund 1997.