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Karl Jaspers' Philosophie interkulturell gelesen

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Karl Jaspers (1883-1969) gehört zu den bedeutendsten Philosophen aus Deutschland des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfaßt existenzphilosophische Abhandlungen und international rezipierte und renommierte Darstellungen zur Geschichte der Philosophie. Hervorgetreten ist Jaspers als entschiedener Kritiker absoluter AnsprĂŒche. Er hat auf die ParallelitĂ€t der Ideologien Nationalsozialismus und Kommunismus hingewiesen und sich stets als Anwalt der HumanitĂ€t verstanden. Um die Sicherung des Weltfriedens und die Verwirklichung der Freiheit war Jaspers zeitlebens in Sorge. An religionsphilosophischen Debatten nahm er teil. Jaspers setzte sich mit dem Theologen Rudolf Bultmann auseinander und stritt mit ihm um das Problem der Entmythologisierung des Glaubens.

Als wesentlichen Beitrag zur InterkulturalitĂ€t steht neben Jaspers' entschiedener Ablehnung totalitĂ€rer Herrschaftsformen und religiöser Fanatismen die fĂŒr einen Philosophen deutscher Sprache eher seltene gehaltvolle Reflexion von außereuropĂ€ischen Denkern und Gestalten wie Konfuzius, Buddha und Laotse. Jaspers hat seine BeschĂ€ftigung mit diesen Denkern stets als Beitrag zu einer wĂŒnschenswerten "Weltphilosophie" verstanden und "maßgebende Menschen" nie allein in der abendlĂ€ndischen HemisphĂ€re gesucht. Bei seinen Forschungen getragen fĂŒhlt er sich von dem Bewußtsein, daß wir außerstande sind, die eine, einzig gĂŒltige absolute Wahrheit zu erkennen. Gleichwohl leugnet Jaspers nicht, daß dieses unerkennbare Absolute besteht. Jedoch verweist er auf die Grenzen möglicher Erkenntnis, die jedem Menschen, gleich welchem Kulturkreis er angehört, gesetzt sind. Wer sich indessen ein absolutes Wissen anmaßt und sich dabei auf eine religiöse oder sĂ€kulare Heilslehre beruft, versucht andere zu bekehren oder, sofern diese sich nicht bekehren lassen, zu selektieren. Selbst humane AnsprĂŒche verkehren sich durch die Absolutsetzung einer Lehre in praktizierte InhumanitĂ€t.

Karl Jaspers' Philosophie bewegt sich im dem "offenen Horizont". Was das von ihm entfaltete philosophische System in interkultureller Hinsicht bedeutet und welche Perspektiven es fĂŒr die Fragen der Gegenwart, auch vor dem Hintergrund fundamentalistischer Bewegungen, eröffnet, wird in dieser EinfĂŒhrung dargelegt.