Darf die Sonne lachen? Darf das Schicksal hassen? Darf der Nachtmond traurig sein?
Warmer Herbstwind umschmeichelte sanft die Kronen der alten knorrigen Bäume des verwunschenen Waldes. Kleine Wellen jagten sich in einem endlos verspielten Reigen ßber das Wasser und verloren sich am moorigen Ufer der kleinen, karg bewachsenen Insel im Klostersee.
Verträumte Dunkelheit, funkelndes Sternenlicht lauschte der raschelnden Sinfonie des langsam sterbenden Herbstlaubes.
Die endlos strÜmende Zeit, verbrannte Gedanken, Hoffnung und Liebe. Generationen kamen und gingen. Alles veränderte sich, nur nicht dieser magische Ort. Hier spielte Zeit keine Rolle, sie gefror im Nebelhauch der Beständigkeit.
Der zwĂślfte Schlag ... längst verhallt, die Turmuhr begrĂźĂte die einsame Nacht.
Berauscht vom Licht ... voller Sehnsucht, blickte die weià verschleierte Frau zum runden Mond hinauf und lauschte den vertrauten, so geliebten Geräuschen ...
Ein Wispern, leises Kichern, Lachen schälte sich aus dem grauen Nebelvorhang ... dem Leben entrissen, im Tode vereint, auf ewig zusammen und niemals entzweit ...
... Singt, meine lieben Kinder, hĂśrt nicht auf ... singt doch weiter, nur fĂźr mich allein ... leise, fast andächtig verlieĂen die Worte den bleichen Totenschädel ...