Hat Spiritualität den Begriff Frömmigkeit abgelöst? Bei „Frömmigkeit“ weiß ich, woran ich bin: Christliche Frömmigkeit sucht Christus, christliche Spiritualität sucht Erfahrungen. Auf der Suche nach Erfahrungen stoßen Menschen auf diverse Angebote. Die Sehnsucht nach Spiritualität ist unbestimmt, aber eindrucksvoll echt, zum Beispiel ein Gespräch um letzte Dinge bei einem Glas Rotwein, eine regelmäßige Gebetsübung, ein neues Buch aus Münsterschwarzach, ein nicht ganz billiger Kurs im Schwarzwald, der Erholung mit Yoga oder Qi Gong verbindet.
Den Zeiten nachzutrauern, in denen Frömmigkeit den Alltag prägte und sogar bei Regierungen etwas bewirkte, wäre vergeblich. Was bedeuten aber Hotels mit spirituellen Angeboten angesichts leerer Kirchen? Sind Hauskreise die spirituelle Zukunftsgestalt des Christentums? Zwingt der deutsche Islam die Kirchen spiritueller zu werden? Haben christliche Akademiker eine spirituelle Verantwortung?
Die Themen der einzelnen Kapitel wurden in kleinen Gruppen diskutiert, meist von Studierenden, manchmal mit Schülern der Oberstufe oder auch in Kreisen aus Kirchengemeinden. Durch alle Kapitel zieht sich ein roter Faden, mal deutlicher, mal dezenter: Ein engagiertes, nicht gerade anspruchsloses Christsein – mit kritischer Spiritualität.