Im Mittelpunkt dieses neu erschienenen Briefromans steht eine Philosophiestudentin, deren Briefe an ihre Freundin Lucile von zunehmenden Zweifeln an dem, was wir unter "Realität" verstehen, bestimmt werden. Nachdem ihr Freund zu einer Reise aufgebrochen ist, fßhrt sie das Alleinsein in immer tiefere Fragen: ßber die Liebe und ihr Leiden verursachendes Wesen, ßber das Leben und sein prinzipielles Offensein und ßber die Sehnsucht nicht nur nach Menschen, sondern vor allem auch nach Antworten.
Die zunehmenden Zweifel treiben die Protagonistin immer mehr in die Einsamkeit. Der Austausch mit Freuden findet fĂźr sie nur noch an der Oberfläche statt, denn alles kĂśnnte auch anders sein. "Ăber alles lässt sich streiten, Ăźber alles lässt sich lachen: also Ăźber nichts!" Das Erleben von Kontingenz ergreift auch ihr eigenes Ich. Sie fĂźhlt sich von anderen nicht mehr gekannt, denn gekannt zu werden bedeutet, von der eigenen Existenz Ăźberzeugt zu sein, und diese Selbstgewissheit hat die Protagonistin verloren.
SchlieĂlich erscheint auch die scheinbar Halt gebende Brieffreundin Lucile als imaginär: "obwohl ich gar nicht weiĂ, ob es dich wirklich gibt, dort in Paris oder irgendwo anders, auĂer als ein Wort."