Mit Ibiza, der legendenumwobenen "weiĂen Insel", verbindet Jens Rosteck eine nun schon fast fĂźnf Jahrzehnte währende Lebens- und Liebesgeschichte. Sein "Eivissa", das bereits Dutzende von Invasionen verkraften musste, hat nur wenig mit dem Party-Eiland der schicken SchĂśnen und coolen Hipster gemein. Rosteck begreift das Balearen-Idyll als kosmopolitische Stätte der Fantasie, als Sehnsuchtsort und Schimäre. Er zeigt uns ein Paradies fĂźr Bilderfälscher und Modepioniere, fĂźr Exilliteraten und Aussteiger, fĂźr DrogensĂźchtige und andalusische Gitanos. Und stĂśĂt die TĂźr auf zu Parallelwelten der Diskothekenkultur und des Massentourismus: zu einer Off-Kultur, in der Anarchie, Illusionen und freie Liebe regierten, zum Emigrationsort von Avantgardisten, zu den Bizarrerien einer erotisch-libertinären Miniaturwelt (ausgerechnet zu Franco-Zeiten) und zum kreativen Zentrum einer deutschen KĂźnstlerkolonie.
Rostecks atmosphärische Momentaufnahmen dieser fast surrealen Enklave, in der sich Blumenkinder und Nacktbadende tummelten und Stierkämpfer und Kriegsdienstverweigerer es sich gut gehen lieĂen, fĂźgen sich zu einem Kaleidoskop alternativer Lebensformen am Mittelmeer. Doch der Autor zieht nicht nur nostalgische Bilanz â vielmehr präsentiert er Ibiza als sinnliches Kontinuum, als stabilen Mythos und alljährlich wiederbelebbaren Kindheitstraum.