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Meine Schwiegermutter, der Mondmann und ich

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Im November 1953 protokolliert die zukĂŒnftige Schwiegermutter der ErzĂ€hlerin das Liebeswerben ihres Studienkollegen H., der sie mit seinem Ansinnen in Fragen und Selbstzweifel stĂŒrzt. 60 Jahre spĂ€ter finden sich die Aufzeichnungen unter ihren nachgelassenen Papieren in ihrer ZĂŒrcher Wohnung. Und die ErzĂ€hlerin erinnert sich an die Worte der Schwiegermutter: »Du könntest doch auch einmal ein Buch ĂŒber mich schreiben.« So beginnt dieser Roman mit den ersten Zeilen aus den Aufzeichnungen der Schwiegermutter, an ihrem 22. Geburtstag: »Seit einigen Wochen stecke ich in einem ganz verzwickten Dilemma und will nun versuchen, durch die Niederschrift dieser Geschichte einige Klarheit ĂŒber mich selbst zu erhalten.«

Verbunden mit der Geschichte der ErzĂ€hlerin (und dem Mondmann) ist auch der »persönliche Lebensbericht« ihres Vorfahren Hans Conrad Escher, Ingenieur und Erbauer des Linthkanals. In seiner LebensrĂŒckschau fĂŒr die Kinder schildert der ZĂŒrcher BĂŒrgerssohn anhand eigener Erfahrungen eindringlich, wie ein Liebeswerben gelingen – und wie es an den Abgrund fĂŒhren kann. »Soll ich fliehen?«, fragt er sich kurz vor der Eheschließung. Die »innige Freundschaft« zu seiner Braut hĂ€lt ihn davon ab. Doch die »Launen und Leidenschaftlichkeit« der jungen Frau stellen ihn vor ungeahnte Herausforderungen. Glaubt man ihm, wenn er am Ende feststellt, es habe sich alles »recht planmĂ€ssig« entwickelt?

Dieser ganz speziell komponierte Roman zieht einen hinein in Liebesgeschichten aus zwei Jahrhunderten und bedient eine gewisse Sehnsucht – nach einer vergangenen, vermeintlich einfacheren bĂŒrgerlichen Welt –, dessen PrĂ€missen die GeschlechterverhĂ€ltnisse radikal infrage stellt. Dabei gelingt es Brigitte Helbling, die Schicksale und das historische Material zu einem wunderbaren, packenden, literarischen Text zu verweben.