Von Netzen, Systemen oder Räderwerken spricht der österreichische Komponist Friedrich Cerha (1926–2023) oft, wenn er seine Musik beschreibt. Hinter den Sprachbildern verbirgt sich eine ausgiebige Beschäftigung mit der Kybernetik, einer kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Universalwissenschaft, die auch in der Kunst großflächig Spuren hinterließ. Viele Zeitgenossen sahen in ihr vor allem eine technologische Verheißung, nicht so Cerha: Er spürte den übergeordneten, von der Kybernetik aufgeworfenen Problemen nach: Was hält ein System am Leben? Wie geht es mit Krisen um? Und welchen Veränderungen muss es sich stellen? Die vorliegende Moqnografie geht diesen Fragen nach und vergleicht die diversen, in Klang gesetzten Antwortversuche des Komponisten im Spiegel seiner Entwicklung. Dabei wird zugleich ein reicher Teil der Musikgeschichte nach 1945 beleuchtet. Das ermöglicht neue Perspektiven auf ein Werk, das sich selbst keinem alleinigem System unterwirft.