Radetzkymarsch ist eines der Werke von Joseph Roth, die man gelesen haben muss. Der Zerfall von Ăsterreich-Ungarn wird anhand der Familie Trotta. Ein eindrĂźckliches Buch.
Auszug:
Die Trottas waren ein junges Geschlecht. Ihr Ahnherr hatte nach der Schlacht bei Solferino den Adel bekommen. Er war Slowene. Sipolje - der Name des Dorfes, aus dem er stammte - wurde sein Adelsprädikat. Zu einer besondern Tat hatte ihn das Schicksal ausersehn. Er aber sorgte dafĂźr, daĂ ihn die späteren Zeiten aus dem Gedächtnis verloren. In der Schlacht bei Solferino befehligte er als Leutnant der Infanterie einen Zug. Seit einer halben Stunde war das Gefecht im Gange. Drei Schritte vor sich sah er die weiĂen RĂźcken seiner Soldaten. Die erste Reihe seines Zuges kniete, die zweite stand. Heiter waren alle und sicher des Sieges. Sie hatten ausgiebig gegessen und Branntwein getrunken, auf Kosten und zu Ehren des Kaisers, der seit gestern im Felde war. Hier und dort fiel einer aus der Reihe. Trotta sprang flugs in jede LĂźcke und schoĂ aus den verwaisten Gewehren der Toten und Verwundeten. Bald schloĂ er dichter die gelichtete Reihe, bald wieder dehnte er sie aus, nach vielen Richtungen spähend mit hundertfach geschärftem Auge, nach vielen Richtungen lauschend mit gespanntem Ohr. Mitten durch das Knattern der Gewehre klaubte sein flinkes GehĂśr die seltenen, hellen Kommandos seines Hauptmanns. Sein scharfes Auge durchbrach den blaugrauen Nebel vor den Linien des Feindes. Niemals schoĂ er, ohne zu zielen, und jeder seiner SchĂźsse traf. Die Leute spĂźrten seine Hand und seinen Blick, hĂśrten seinen Ruf und fĂźhlten sich sicher.