Im November 1941 wird die zwanzigjährige Jüdin Käte Frieß mit ihrem Mann Georg von Nürnberg nach Riga deportiert. Sie übersteht den Aufenthalt in verschiedenen Haftstätten in Lettland, bis man sie im Februar 1945 zurück nach Deutschland, nach Hamburg, »evakuiert«. Aus dem dortigen Polizeigefängnis Fuhlsbüttel treibt die SS die Häftlinge auf einem Fußmarsch in das »Arbeitserziehungslager Nordmark« bei Kiel. Dort endlich wird Käte Frieß Anfang Mai 1945 von den »Weißen Bussen« des Dänischen Roten Kreuzes befreit und nach Schweden gebracht.
Als sie im Sommer 1945 erfährt, dass ihr Mann in Bergen-Belsen umgekommen ist, fließen Trauer und Schmerz über diesen Verlust in ihren Erinnerungsbericht mit ein. Ihr überliefertes Zeugnis »Meinem Gori gewidmet« ist somit nicht allein eine Rekonstruktion der Lagererfahrungen, sondern auch und vor allem der Versuch, den gewaltsamen Tod eines geliebten Menschen zu bewältigen.
Dieses vielschichtige Dokument wird hier in einer behutsam bearbeiteten Fassung erstmals vollständig veröffentlicht. Die Herausgeberin ergänzt den Text um biografische Angaben zur Verfasserin und liefert eine historische Kontextualisierung. In einer kommunikativen Analyse unternimmt sie sodann den Versuch, die komplexe Verschränkung von Erfahrung, Erinnerung und Erzählung aufzubrechen.
Käte Frieß emigrierte im Herbst 1945 nach Kalifornien und starb dort 1997. Über ihre Vergangenheit und ihr Überleben unter nationalsozialistischer Herrschaft hat sie außer in ihrem Erinnerungsbericht nie wieder ausführlich gesprochen.