Irgendwo in Frankreich, auf einem von den Menschen vergessenen Bauernhof, liegt das Schloss der Tiere. Vom Stier Silvio mit eisernem Huf geführt, stellt die Republik ein Eiland der Solidarität und des Gemeinschaftssinns dar. So zumindest das Ideal, doch die Fassade ist rissig: Als das Huhn Adelaide aus fadenscheinigen Gründen von Silvios Hundemeute exekutiert wird, beschließt Katzendame Miss Bengalore, dass ihre Jungen nicht in diesem repressiven System aufwachsen sollen. Zusammen mit dem Gigolo-Kaninchen Cäsar und der weisen Ratte Azelar tritt sie in den Widerstand ein – mit Ungehorsam und Humor gegen Reißzähne und Krallen.
Die Parallelen zur "Farm der Tiere" kommen nicht von ungefähr. Xavier Dorisons ("Long John Silver", "Undertaker") scharfsinnige Modernisierung von George Orwells Fabel hält uns einen Spiegel vor, in dem wir unbequeme Wahrheiten erkennen müssen. Der ausdrucksstarke Strich von Félix Delep, der ein eindrucksvolles Erstlingswerk abliefert, haucht seinen tierischen Protagonisten so viel Menschlichkeit ein, dass die Unmenschlichkeit der Diktatur umso stärker hervortritt.