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Unvergessene Nachbarn

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Unvergessene Nachbarn

Keine Epoche der Geschichte wurde genauer erforscht als die Zeit des Nationalsozialismus. Über den Holocaust gibt es Tausende von Abhandlungen und Dokumentationen. Und dennoch ist die Geschichte der Familie Aumann etwas Einzigartiges.

Zwei jĂŒdische BrĂŒder – Gustav und Hermann Aumann – lebten bescheiden, aber gut integriert mit ihren Familien in dem kleinen beschaulichen Taunusdörfchen Eisenbach bei Limburg an der Lahn. Mit der NS-Diktatur begann die Ausgrenzung und Verfolgung. Gustavs Sohn Albert wurde von zwei Nazis in den Suizid getrieben, seine Schwester Rosa wurde denunziert und angezeigt, der Bruder Otto wurde auf der Flucht angeschossen. Die TĂ€ter waren im Dorf bekannt und sind dennoch unbehelligt geblieben.

Ein Teil der beiden Familien konnte nach der Pogromnacht 1938 fliehen, Siegmund wurde in der Tötungsanstalt Brandenburg vergast, wieder andere wurden nach Dachau, Buchenwald, Lodz, Theresienstadt, Auschwitz oder Sobibor deportiert und grĂ¶ĂŸtenteils ermordet. Unter den Toten waren auch zwei Babys sowie die 82jĂ€hrige Rosalie Aumann, die von Frankfurt aus mit ihrer 45jĂ€hrigen Tochter Bertha und deren schwer kriegsbeschĂ€digtem Ehemann Siegfried deportiert wurde.

Sally Aumann war 1945 der einzige Überlebende, der aus Auschwitz in sein Heimatdorf Eisenbach zurĂŒckkehrte, nachdem er seine Ehefrau, seine beiden kleinen Kinder, seine Tante, mehrere Cousinen und Cousins sowie sein gesamtes Eigentum und seine StaatsbĂŒrgerschaft verloren hatte. Hier sah er zwar die ehemaligen Nazi-Schergen wieder, emigrierte aber in die USA, wo er den einst auf der Flucht angeschossenen Cousin Otto und dessen Frau Kathinka sowie seine Cousine Rosa und deren Ehemann Julius Fromm erstmals wiedertraf. – Es begann fĂŒr die Überlebenden ein kaum noch zu erhoffender Neuanfang in New York mit neuen Hochzeiten und Nachkommen.

Die Geschichte stellt keine fiktive Handlung dar, sondern basiert ausschließlich auf historischen Dokumenten und narrativen Berichten. Alle Personen und Ereignisse habe ich erstmals in einem Dutzend Archiven von Deutschland ĂŒber Auschwitz, Lodz, Theresienstadt, Großbritannien, Israel und Washington recherchiert. Zahlreiche Fotos, Originaldokumente und Karten runden die Darstellung ab.